Spielen, Ernten und Events

Noch bevor wir frühstückten und die Kinder eintrafen, ernteten wir an diesem Morgen etwa eine Stunde lang gemeinsam mit Akeem und Yussif „green pepper“. Ganz nachvollziehen konnten wir nicht, warum das Ernten unbedingt vor der Ankunft der Kinder und nicht unter der Woche stattfinden musste, aber wir wollten die Gelegenheit nicht verpassen und waren froh, bei der Arbeit auf der Farm dabei zu sein.

Während wir noch am Ernten waren, trafen bereits die ersten Kinder ein. Deshalb gab es ein schnelles Frühstück für uns, während auch die Kinder noch eine Kleinigkeit aßen, bevor das Programm startete. Nach einem kurzen, offenen Einstieg mit Fußball, Basketball, Springseilen, Frisbees und den Indiaca-Bällen begannen wir mit dem Völkerballspiel, wofür wir bereits im Hof ein Spielfeld vorbereitet hatten. Das Spiel funktionierte mäßig – die Kinder hatten zwar Spaß, aber wir waren fast zu wenige und mussten häufiger eingreifen, um zu erklären, dass jemand „raus“ war und das Spielfeld verlassen musste oder dass der „König“ ins Spiel musste. Mit jeder Runde lief es jedoch besser und vielleicht wiederholen wir es nächste Woche.

Anschließend folgte eine Malrunde, die, wie immer, gut funktionierte und die Kinder zur Ruhe brachte. Danach starteten wir mit unserem ersten Kreativ-Workshop: dem Basteln von Dosentelefonen. Dazu probierten wir zunächst den von uns gebauten Prototyp mit allen Kindern aus, was sie begeistert aufnahmen. Wir waren zunächst etwas skeptisch, ob die Kinder wirklich Interesse an Dosentelefonen haben würden, doch nach dem ersten Test waren sie begeistert und wollten unbedingt eigene basteln. Wir teilten sie in Zweiergruppen ein, und jedes Kind erhielt seine eigene Dose. Sie bohrten dann, entweder selbst oder mit unserer Unterstützung, ein Loch in die Dose, durch das sie den Faden einfädelten.

Das Basteln verlief, abgesehen von ein paar kleineren Streitigkeiten in den Gruppen, sehr gut. Die Kinder nutzten die Dosentelefone lautstark über den ganzen Hof hinweg.

Anschließend spielten wir eine Runde Kettenfangen, die diese Woche erstaunlich gut funktionierte. Bis zum Mittagessen, das bereits gegen 14 Uhr stattfand, beschäftigten sich die Kinder weitgehend selbst – sie sprangen Trampolin und spielten ein Fangspiel. An den vergangenen Wochenenden waren die Kinder während freier Spielzeiten oft schnell bei uns und wollten beschäftigt werden, doch heute schienen sie es zu genießen, für sich zu spielen.

Nach dem Mittagessen starteten wir unseren zweiten Bastelworkshop und bauten mit den Kindern „Falltower“. Schon beim Vorführen des Spiels waren sie interessiert und motiviert, ihre eigenen Türme zu bauen. Zunächst schnitten die Kinder die Papprohre zurecht, beziehungsweise wir übernahmen das für diejenigen, die dafür noch zu klein waren. Danach bemalten sie ihre „Tower“. Interessanterweise malten fast alle Kinder das Design unseres Prototyps ab. Das Anmalen nahm viel Zeit in Anspruch, sodass wir erst gegen 16 Uhr mit dem Bohren der Löcher für die Stäbe beginnen konnten. Diese Aufgabe übernahmen wir aus Sicherheitsgründen selbst, da wir Verletzungen vermeiden wollten. Wir taten unser Bestes, um alle Türme rechtzeitig fertigzustellen. Da die Frauen und Kinder jedoch um 16:30 Uhr den Heimweg antraten, schafften wir es nicht, alle „Tower“ fertig zu machen. Daher wollten wir dies am Sonntagmorgen direkt abschließen.

Am Sonntagmorgen kamen 15 Kinder auf die Farm, darunter auch zwei neue Gesichter. An diesem Tag hatten wir sechs noch recht kleine Kinder dabei, die etwa 2 bis 3 Jahre alt waren. Deshalb konnten wir den Großteil des eigentlichen Programms nur mit den übrigen neun Kindern durchführen. Die Kleinen schauten oft zu und wurden von einem der jüngeren Co-Worker betreut.

Wir begannen mit dem Fertigstellen der Falltower, die anschließend zu unserer Freude auch direkt genutzt wurden.

Danach spielten wir erneut Kettenfangen und die Kinder sprangen auf dem Trampolin. Gegen 10:30 Uhr starteten wir mit dem Hauptprogrammpunkt des Tages: einer Art Schnitzeljagd. Dabei erspielten sich die Kinder durch verschiedene Minispiele neue Hinweise, die sie in Briefumschlägen auf dem gesamten Gelände versteckt finden sollten. Besonders viel Spaß hatten sie daran, den Hinweisen zu folgen und auf dem Gelände die nächsten Stationen zu suchen. Für diese Schnitzeljagd hatten wir uns entschieden, nicht nur Bewegungsspiele anzubieten, sondern auch solche, die logisches Denken und das Gedächtnis fördern. An einer der Stationen mussten sich die Kinder beispielsweise einige Gegenstände merken, die ihnen etwa zehn Sekunden lang gezeigt und danach wieder unter einer Decke versteckt wurden. Das funktionierte ganz hervorragend und die Kinder schienen die Mischung aus aktiven und ruhigeren Spielen sehr zu mögen.

Ein besonderes Highlight, das auch die Co-Worker in ihrer Mittagspause sehr amüsierte, war das Spiel „Reise nach Jerusalem“. Mittlerweile haben wir uns von den Co-Workern einige Musiktipps geben lassen, die die Kinder großartig finden. Die Kinder bewältigten die zehn Stationen in knapp drei Stunden.

Danach war eine kleine Pause dringend nötig. Wir verbrachten einige Zeit im Schatten und spielten mit den Falltowern, bevor es Mittagessen gab. In der verbleibenden Stunde malten wir mit den Kindern, bevor sie gegen 16:30 Uhr den Heimweg antraten.

Am Montag- und Dienstagmorgen halfen wir bei der Ernte von „green pepper“ und Okraschoten. Besonders bei den Paprika merken wir, dass die Ernte sich langsam ihrem Ende nähert. Das Okrafeld hingegen befindet sich erst am Beginn der Saison; Okra wird hier gern für die Zubereitung verschiedener Eintöpfe und Suppen verwendet. Interessant ist, dass hier zwei verschiedene Sorten Okra angebaut werden: eine für die Regenzeit und eine für die Trockenzeit. Die Trockenzeitsorte wird ausschließlich frisch verwendet, während die Regenzeitsorte getrocknet und beispielsweise zu einer Art Mehl verarbeitet wird.

Zu Beginn der Woche kümmerten wir uns auch erneut um einige Büroarbeiten, digitalisierten weitere Rechnungen und übermittelten diese nach Deutschland. Zudem nahmen wir die Maße des Innenhofs des Farmhauses, da hier in Zukunft schattenspendende Bäume gepflanzt werden sollen. In den letzten Wochen fiel uns auf, dass die Co-Worker, Kinder und Frauen sich mittags und nachmittags bevorzugt an schattigen Plätzen aufhalten, weshalb solche Bäume eine sinnvolle Bereicherung wären.

Am Mittwochmorgen halfen wir, Rankhilfen für die Tomatenpflanzen aufzustellen. Dafür fällten wir zunächst einige kleinere Bäume auf dem angrenzenden, ungenutzten Nachbargrundstück. Die entstandenen langen, dünnen Holzstämme legten wir auf Y-förmige Stämme, wodurch stabile, provisorische Rankhilfen für die Tomaten entstanden. Wir waren beeindruckt, mit welch einfachen Mitteln hier funktionale Rankhilfen geschaffen wurden und hoffen, dass die Tomatenpflanzen davon profitieren. Aus unserer Erfahrung ist dies eine sinnvolle Maßnahme, da die Tomaten bisher am Boden lagen und in Deutschland üblicherweise hochgebunden werden.

Leider gab es im Laufe der Woche auch weniger erfreuliche Neuigkeiten bezüglich der Fische: Schon beim Füttern in den letzten Tagen stellten wir fest, dass die Fische deutlich weniger fressen. Am Wochenende verendete zudem ein Fisch in einem der Becken, was vermutlich auf Sauerstoffmangel zurückzuführen ist. Wir schlugen daher vor, eine Sauerstoffzufuhr für die Becken einzurichten. Akeem berichtete uns, dass er bereits mit anderen Wels-Farmern in Kontakt steht und sich auch schon über entsprechende Lösungen informiert hat.

Am Donnerstag und Freitag widmeten wir uns erneut der Vorbereitung des Wochenendprogramms und fuhren dazu wieder nach Damongo auf den Markt. Geplant ist, mit den Kindern das Spiel „Twister“ selbst zu basteln. Dafür kauften wir große weiße Bettlaken und schnitten sie auf die richtigen Maße zu. Außerdem zeichneten wir Kreise in passender Größe vor, die die Kinder am Wochenende mit Acrylfarben ausmalen können.

Am Donnerstagnachmittag hatten wir zudem die Gelegenheit, eine Wahlkampfveranstaltung in Larabanga zu besuchen. Am 7. Dezember 2024, also in weniger als einem Monat, wird in Ghana eine neue Regierung gewählt. Besonders zwei Parteien sind dabei beliebt: die NPP (New Patriotic Party) und die NDC (National Democratic Congress). Der Kandidat für das Amt des Vizepräsidenten sowie einige regionale Politiker*innen der NPP besuchten Larabanga, um für sich zu werben.

Wir erreichten die Veranstaltung gegen 15 Uhr und waren schon auf der kurzen Fahrt nach Larabanga überrascht, wie viele Männer und einige Frauen am Ortseingang warteten, um die Kolonne der Politiker*innen willkommen zu heißen. Auch vor der Tankstelle in Larabanga versammelten sich zahlreiche Motorrad- und Tricycle-Fahrer. Man erklärte uns, dass der Besuch der NPP-Politiker*innen mit kostenlosem Tanken und Essen verbunden war. Die Veranstaltung selbst fand auf dem großen Vorplatz der Schule statt, wo eine Bühne sowie einige Pavillons aufgebaut waren. Laute Dancehall-Musik spielte und viele Menschen tanzten. Es fiel uns sofort auf, dass die meisten Besucher*innen Merchandising-Artikel der Partei trugen. Safura, die uns begleitete, erklärte, dass die Werbekleidung kostenlos verteilt wird.

Gegen 15:30 Uhr trat der Kandidat für das Bürgermeisteramt in Damongo auf die Bühne und hielt, begleitet von Jubel und gelegentlichen Musikeinspielern, eine Rede. Anschließend sprach der Kandidat für das Amt des Vizepräsidenten. Leider konnten wir den Inhalt der Reden nicht verstehen, da sie teilweise nicht auf Englisch gehalten wurden und die Akustik an unserem Platz nicht die beste war.

Um 16:30 Uhr machten wir uns auf den Heimweg. Insgesamt fanden wir es äußerst interessant, eine solche Veranstaltung mitzuerleben und konnten viele Unterschiede zu den uns bekannten Wahlkampfveranstaltungen feststellen. Vielleicht würden Musik und Tanzen auch dem deutschen Wahlkampf guttun. 😉

Am Freitagmittag begleiteten wir Yussif wieder zum gleichen Ort, an dem auch die Wahlkampfverantstlatung stattgefunden hatte. Dieses Mal fand dort der vierzigste „National Farmers Day“ statt. Bei diesem wurden die regionalen Farmer vom Ministerium für Landwirtschaft und anderen Regierungsmitgliedern gewürdigt und es wurden Reden über den Zustand und Fortschritt der Landwirtschaft in der Region gehalten. Leider hatten wir durch die Akustik und den Wechsel zwischen Englisch und Kamara wieder Schwierigkeiten den Reden inhaltlich zu folgen. Wir haben das Gefühl, dass wir schlechtere Ohren haben und deshalb größere Schwierigkeiten beim Verständnis haben als die meisten Ghanaer. Im Zuge der Veranstaltung wurden außerdem Farmer in verschiedensten Kategorien, wie zum Beispiel „Bester Mais-Bauer“, etc. ausgezeichnet. Für die ausgezeichneten Farmer gab es verschiedenste Preise, von Dünger bis hin zu einem Tricycle und einem Motorrad.

Highlight der Woche

Das Highlight der Woche war für uns dieser Sonntag. Obwohl einige der Kinder aufgrund ihres Alters nicht am gesamten Programm teilnehmen konnten, verlief der Tag sehr harmonisch und wir haben den Eindruck, dass unser Verhältnis zu den Kindern immer besser wird. Dies erleichtert es uns sehr, auf die Kinder und ihre individuellen Bedürfnisse einzugehen. Auch die Kinder verstehen immer besser, wie sie sich verhalten sollen, zum Beispiel, dass sie sich im Kreis setzen und ruhig bleiben, wenn wir ein neues Spiel erklären. Zudem hatten wir das Gefühl, dass die Konflikte zwischen den Kindern immer weniger werden. Natürlich gibt es nach wie vor Auseinandersetzungen – das ist normal und völlig in Ordnung. Trotzdem freuen wir uns, dass diese immer seltener mit lautem Geschrei und körperlicher Gewalt ausgetragen werden.