Fortschritte und erstes Mitarbeiten
Am Samstagmorgen waren wir bereits darauf vorbereitet, dass wieder einige Kinder für den Tag vorbeikommen werden. Nachdem wir die Fische gefüttert hatten, kamen 13 Kinder im Alter von etwa 3 bis 10 Jahren. Einige von ihnen kannten wir bereits vom letzten Wochenende. Wir waren erleichtert, dass die Gruppe diesmal kleiner war, da uns das die Durchführung unseres Programms erleichterte. Nachdem die Kinder zum Frühstück Tee und etwas Brot bekommen hatten, begannen wir mit dem Kennenlernspiel „Alle die…“. Dabei fiel auf, dass die Kinder anfangs noch sehr zurückhaltend waren, aber nach ein paar Runden hatten sie den Dreh raus. Anschließend spielten wir eine Runde Limbo, wobei wir schnell merkten, dass Spiele, bei denen man ausscheidet, eine Herausforderung sind. Den ausgeschiedenen Kindern fiel es schwer, ruhig am Spielfeldrand zu warten, bis die nächste Runde begann. Gleichzeitig stellten wir fest, dass alles, was mit Musik zu tun hat, bei den Kindern besonders gut ankommt. Egal ob Klatschspiele, Tanzspiele oder einfach nur Musik, die sie kennen und mögen – die Kinder waren begeistert.
Nach einem kleinen Snack begann der kreative Teil des Tages, bei dem wir mit den Kindern malten. Die Abwechslung zwischen aktiven und ruhigeren Programmpunkten funktionierte für die Gruppe sehr gut, sodass wir beschlossen, dies auch in den kommenden Wochenenden beizubehalten. Nach der Malsession präsentierten die Kinder stolz ihre Kunstwerke und brachten von sich aus alle Stifte von allein wieder zurück. Es wurde spürbar, dass sie mit der Zeit immer zutraulicher wurden.
Am Mittag startete der Hauptprogrammpunkt unseres Tages: Das Basteln von Rohrtrommeln. Bei der Vorbereitung hatten wir Bastel- und Kreativanleitungen ausgewählt, die sich mit den Materialien vor Ort gut umsetzen ließen. Für unseren ersten Bastelworkshop nutzten wir daher alte Plastikrohre von der Farm, um gemeinsam mit den Kindern Trommeln zu bauen. Herausfordernd empfanden wir dabei, dass die Kinder Schwierigkeiten haben geduldig zu warten, bis sie an der Reihe sind und alle gerne als Erste dran wären. Dabei kommt es unter den Kindern auch oftmals zu Rangeleien oder auch Schlägen und folglich Tränen. In gewissem Rahmen ist das sicher auch normal, aber trotzdem wollen wir das natürlich nicht akzeptieren und schreiten immer wieder ein.
Zudem zeigte sich, dass die große Altersspanne der Kinder ebenfalls eine Herausforderung war. Während die älteren Kinder schnell verstanden, was zu tun war, hatten die Jüngeren teilweise Schwierigkeiten. Zwei der Kinder waren zudem so klein – wir schätzen sie auf ca. 2 – 3 Jahre, – dass sie nicht mitbastelten, weil wir bedenken hatten, dass sie sich am Ende verletzten und wir mit nur zwei Aufsichtspersonen nicht die Möglichkeit hatten, dass einer von uns dauerhaft bei den beiden kleinen Kindern ist. Stattdessen gaben wir ihnen die Prototypen, die wir am Vortag vorbereitet hatten, und sie waren damit sehr zufrieden. Besonders schön war zu sehen, wie die älteren Kinder Verantwortung übernahmen und die jüngeren unterstützten, ihnen Dinge nochmals auf Kamara übersetzten oder sie auch mal zurechtwiesen. Nachdem alle Trommeln fertig waren, machten wir ein Gruppenfoto und die Kinder konnten endlich ihre selbstgebauten Instrumente ausprobieren. Es war deutlich zu spüren, wie stolz sie auf ihre Werke waren.
Nach dem Bastelworkshop gab es für die Kinder gegen 15 Uhr ein recht spätes Mittagessen, wobei die Kinder regelrecht über den Fufu und die dazugehörige Soße herfielen – verständlich nach dem langem Tag. Gesättigt und mit den selbstgebastelten Trommeln in den Händen, wurden die Kinder um 15:30 Uhr mit dem Tricycle zurück nach Larabanga gebracht. Für uns hieß es dann nur noch aufräumen und den Tag zu reflektieren.
Nach dem erfolgreichen Samstag freuten wir uns sehr auf den Sonntag und das geplante Programm. Die 13 Kinder kamen an diesem Tag bereits etwas früher, gegen halb neun. Nachdem sie Tee und ein kleines Frühstück bekommen hatten, starteten wir mit dem Programm. Zum Aufwärmen spielten wir Fußball, Basketball und sprangen gemeinsam Seil. Dabei stellten wir fest, dass die Kinder besonders gerne Seilspringen. Anschließend wollten wir das Spiel „Gordischer Knoten“ ausprobieren. Für alle, die es nicht kennen: Dabei stehen alle Kinder im Kreis und schließen die Augen. Mit ausgestreckten Armen gehen sie aufeinander zu und greifen zwei fremde Hände. Nachdem alle zwei Hände halten, öffnen sie die Augen und versuchen, den entstandenen Knoten zu entwirren und wieder einen Kreis zu bilden. So viel zur Theorie. In der Praxis funktionierte das Spiel jedoch nicht wie erhofft. Unser Eindruck war, dass die Kinder das Prinzip zwar verstanden, aber die Augen nicht geschlossen lassen wollten und direkt einen perfekten Kreis bildeten. Stattdessen wünschten sie sich eine weitere Runde Limbo, die deutlich besser funktionierte als am Vortag.
Nach einer kleinen Trinkpause begannen wir wieder mit dem kreativen Programm und malten mit den Kindern für ca. eine Stunde. Wir haben den Eindruck, dass das Malen immer sehr gut ankommt und vermuten, dass dies unter anderem daran liegen könnte, dass sie zu Hause weniger die Möglichkeit haben dies zu tun. Gegen Mittag begann der Hauptprogrammpunkt des Tages: eine Miniolympiade mit sechs verschiedenen Spielen, die sowohl die Teamfähigkeit als auch die Koordination der Kinder förderten. Zunächst teilten wir die Kinder mithilfe des Spiels „Bilderpuzzle“ in Zweierteams ein. So entstanden bunt gemischte Teams, die nicht nur aus den besten Freunden bestanden. Danach folgten Spiele wie Eierlauf, Schubkarrenrennen, Luftballonlauf, Dreibeinlauf und weitere. Besonders freute uns zu sehen, wie die Gruppe die jüngeren Kinder unterstützte und ihnen half, die Herausforderungen gemeinsam zu meistern. Die Sieger der Olympiade erhielten eine Süßigkeit als Preis, aber auch die anderen Teams bekamen eine kleine Belohnung.Nach der Olympiade gab es für alle Fufu mit Suppe, und gegen 16:00 Uhr wurden die Kinder wieder nach Larabanga zurückgebracht.
Nachdem Jannes morgens eine Runde joggen war, halfen wir am Montagvormittag „green pepper“ zu ernten. So werden die knallgrünen Mini-Paprika, die hier sehr viel gegessen werden, genannt. Während die Co-Worker auf dem Feld Unkraut jäteten, gingen wir von Pflanze zu Pflanze und pflückten die Paprika, die bereits groß und dunkel genug waren. Insgesamt konnten wir 4 große Säcke Paprika ernten. Leider erfuhren wir später, dass die Säcke, die verkauft wurden, um laufende Kosten decken zu können, nur sehr wenig Geld einbrachten. Akeem erklärte uns, dass Sie die Paprika an Händler auf dem Markt verkauften, die diese später wesentlich teurer weiterverkaufen werden. Trotzdem fühlte es sich gut an auf dem Feld mitzuhelfen. Im Laufe des regnerischen Nachmittags bastelten wir Armbänder und haben jetzt ein gemeinsames Freundschaftsarmband mit Akeem.
Am Dienstagvormittag stand das Einpflanzen der von uns sowie von Klaus und Hans mitgebrachten Samen auf dem Plan. Wir hatten aus Deutschland Tomaten-, Gurken-, Erdnuss-, Melonen-, Rote-Bete-, verschiedene Bohnen- und Kohlrabisamen mitgebracht, um zu testen, ob diese Obst- und Gemüsesorten hier gedeihen würden. Tatsächlich wussten wir vorher nicht, dass Erdnüsse und Tomaten hier bereits prächtig wachsen. Akeem zeigte uns freie Stellen auf dem Feld, an denen er die Samen ausgesät haben wollte. Also begannen wir zwischen den Bananenbäumen, die dem Feld Schatten spenden, die Samen von Gurken, Melonen und Erdnüssen auszusäen. Zuerst lockerten wir den Boden mit einer Machete, die Akeem und sein Team hier viel für die Feldarbeit verwenden. Nachdem der Boden an den jeweiligen Stellen mit der Machete aufgelockert war, konnten wir die Samen etwa 3 bis 5 cm tief einsetzen. Dabei hielten wir einen Abstand von etwa 50 bis 70 cm zwischen den Pflanzstellen ein, um genügend Raum für das Wachstum der Pflanzen zu lassen. Für die Samen der Roten Bete und des Kohlrabis war jedoch ein anderes Vorgehen erforderlich, da diese vorgezogen werden müssen. Akeem bereitete daher eine etwa 50 x 50 cm große Fläche vor, indem er den Boden lockerte und mit einem Holzstab Rillen hineinzog. In diese Rillen legten wir die Samen und bedeckten sie nur leicht mit lockerer Erde. Anschließend wurde die Fläche mit toten Kokosblättern abgedeckt, um den Samen Schatten zu spenden und die Feuchtigkeit im Boden zu bewahren. Es wird erwartet, dass die ersten Triebe in etwa fünf Tagen zu sehen sind. Sobald diese eine Höhe von 5 bis 10 cm erreicht haben, werden sie an ihren endgültigen Standort verpflanzt. Auch beim Umpflanzen bereits fertiger Keimlinge konnten wir helfen und Kohlpflanzen an ihre endgültige Position setzen.
Am Nachmittag bekamen wir im Hof des Farmhauses eine kurze Fahrstunde auf Akeems Motorrad, da dies hier das Hauptfortbewegungsmittel ist. Apropos Motorräder bzw. Zweiräder im Allgemeinen: Viele Motorräder und Zweiräder, die hier unterwegs sind, haben noch Teile ihrer Verpackung oder Schutzfolie an sich. Zuerst dachten wir, dies diene zum Schutz der Fahrzeuge. Akeem erklärte uns, dass der Schutz der Fahrzeuge auch einer der Gründe ist. Andererseits ist ein weiterer Grund, dass die Fahrzeuge so „wie neu verpackt“ wirken sollen. Ein interessanter Fakt für uns, denn trotz der Folie ist bei den meisten Fahrzeugen deutlich zu erkennen, dass sie längst nicht mehr neu sind. Nach unsere „Fahrstunde“ weihten wir am Nachmittag gemeinsam mit den Co-Workern die bereits vorhandene Tischtennisplatte ein.
Am Mittwoch- und auch Donnerstagvormittag begannen wir mit dem Aussäen der Brechbohnen und Puffbohnen, die wir ebenfalls aus Deutschland mitgebracht hatten. Akeem erzählte uns, dass sie in der letzten Saison bereits Bohnen ausgesät hatten, diese jedoch keinen besonders guten Ertrag brachten. Dennoch entschied er, es in diesem Jahr erneut versuchen zu wollen. Bereits gegen 10 Uhr am Vormittag war es auf den Feldern ziemlich heiß und wir waren froh, uns nach getaner Arbeit etwas im Schatten auszuruhen, nachdem alle Samen gesät waren.
An diesen Tagen fiel uns auch auf, dass die Co-Worker ihre Mittagspause immer weiter nach vorne verschoben, da es zunehmend früher am Tag heißer wurde. Akeem erklärte uns, dass die Regenzeit voraussichtlich noch bis Ende Oktober anhalten werde und es danach noch deutlich heißer werden würde. Wir sind also gespannt, wie wir das Klima in den kommenden Wochen vertragen werden….
Am Freitagvormittag halfen wir bei der Düngung der Paprikapflanzen. Akeem bereitete dafür zunächst eine Mischung aus vier verschiedenen Düngemitteln in einer Gießkanne vor. Gemeinsam begaben wir uns auf die Felder und bohrten mit einem Holzstab etwa 5 cm tiefe und 3 cm breite Löcher in die Nähe des Pflanzenstammes. Da es in der Nacht von Donnerstag auf Freitag recht viel geregnet hatte, war der Boden sehr weich und wir konnten die Löcher ohne Probleme in die Erde bohren. In diese Löcher goss Akeem anschließend die Düngemischung. Er erklärte uns, dass dieses Verfahren sicherstellt, dass möglichst viel des Düngers von der Pflanze aufgenommen wird, anstatt ungenutzt in die umliegende Erde zu versickern.
Highlight der Woche
In dieser Woche stellte unser Highlight das erste richtige Wochenende mit den Kindern dar. Dieses Wochenende war die Anzahl der Kinder wesentlich geringer, was es uns viel einfacher machte Spiele und andere Vorhaben an die Kinder zu kommunizieren. Infolgedessen war der Ablauf des Programmes wesentlich reibungsloser und alles funktionierte viel besser. Ein weiterer angenehmer Nebeneffekt war auch, dass die Tage für uns weniger anstrengend waren, da wir weniger laut reden mussten etc.. Aber auch für die Kinder war es von Vorteil, dass die Gruppengröße kleiner war, dies gab uns die Möglichkeit auf die einzelnen Kinder besser einzugehen und auch die Chance die meisten Namen zu lernen, was uns bei 40 Kindern am letzten Wochenende nicht möglich war.
Es war insbesondere sehr schön zu sehen, wie viel Spaß die Kinder beim Basteln der Trommeln hatten. Dies wurde uns besonders bewusst, als die Kinder die am Samstag gebastelten Trommeln, am Sonntag wieder mitbrachten und uns bei Ihrer Ankunft stolz präsentierten und darauf herumtrommelten. Außerdem war es sehr herzerwärmend zu sehen, wie die Kinder sich gegenseitig halfen und besonders die Kleineren unterstützt wurden bei Spielen oder auch beim Basteln.