Zwischen Alltag und besonderen Momenten auf der Farm

Am Samstagmorgen um 8:30 Uhr wurden dieselben 13 Kinder wie am vergangenen Wochenende auf die Site gebracht. Wir starteten den Tag erneut mit Fußball, Basketball, Seilspringen und Trampolinspringen, da sich dieser „offene Anfang“ als erfolgreich erwiesen hat. Anschließend testeten wir gemeinsam mit den Kindern einige der neuen Spielsachen, darunter Indiaca-Wurfbälle und neue Springseile. Besonders die Springseile kamen gut an, da wir bisher nur dickere Schnüre zum Seilspringen hatten. Obwohl nicht für jedes Kind ein Spielzeug zur Verfügung stand, teilten sie diese eigenständig und ohne Probleme, was uns sehr erfreute. Noch am letzten Wochenende hatten einige Kinder Schwierigkeiten beim Teilen oder Abwechseln.

Am Vormittag probierten wir das Spiel „Montagsmaler“ aus und waren positiv überrascht, wie gut es funktionierte. Zwar können die meisten Kinder noch nicht lesen, aber nachdem wir ihnen die Begriffe auf den Zetteln erklärt hatten, lief es reibungslos. Nach einigen Runden stellte sich jedoch heraus, dass vor allem die älteren Kinder die Begriffe schnell errieten, sodass meist ein kleiner Kreis von 3 bis 4 Kindern die Begriffe erkannte. Schön war zu beobachten, dass diese Kinder das Malen manchmal an andere abgaben. Nach dem Montagsmaler malten wir gemeinsam mit allen Kindern, was besonders gut ankam, da einige Kinder an diesem Tag etwas müde und weniger motiviert für Bewegungsspiele waren. Das Malen fesselte sie eine ganze Weile.

Nach einem Snack und einer kurzen Pause im Schatten starteten wir am Mittag mit dem kreativen Teil des Tages: dem Basteln von Armbändern. Dafür hatten wir im Vorfeld für jedes Kind Perlen abgezählt und die Schnüre vorbereitet, einschließlich einer Perle mit dem Anfangsbuchstaben ihres Namens. Im Laufe des Vormittags kamen noch weitere Kinder auf die Site, die zwar nicht am Programm teilnahmen, aber den Co-Workern und Frauen auf dem Feld halfen. Auch ihnen boten wir an, Armbänder zu basteln, was sie mit Freude annahmen. Die älteren Kinder waren schnell fertig und halfen den jüngeren. Nachdem alle Armbänder fertiggestellt waren, ließen wir den Nachmittag mit freier Spielzeit ausklingen.

Gegen 15:30 Uhr gab es ein spätes Mittagessen und um 16 Uhr wurden die Kinder nach Hause gebracht. Insgesamt waren wir zufrieden mit dem Tag, auch wenn sich leider drei Kinder beim Spielen verletzten und verarztet werden mussten. Dies hielt sie jedoch nicht davon ab, weiterhin aktiv am Programm teilzunehmen.

Besonders positiv überrascht sind wir darüber, wie gut unsere geplanten Programmpunkte trotz der großen Altersunterschiede und Sprachbarrieren funktionieren. Wir verstehen uns zunehmend besser mit den Kindern und lernen uns gegenseitig immer besser kennen.

Der Sonntag startete etwas anders, als wir erwartet hatten, da gegen 8:45 Uhr zunächst nur zwei Kinder auf die Site kamen. Wir waren etwas verwirrt, jedoch erklärte uns Akeem, dass die anderen Kinder im Laufe des Vormittags noch kommen würden. Daher starteten wir zunächst mit den beiden Kindern in den Tag, spielten Indiacaball und redeten. Außerdem gab uns die kleine Gruppe die Möglichkeit, eine Runde Jenga zu spielen, was in der größeren Gruppe nicht möglich gewesen wäre.

Gegen 11 Uhr kamen dann auch die anderen Kinder, allerdings waren es an diesem Tag nur 10 Kinder. Wir startete direkt in eine Art Schatzsuche, bei der die Kinder sich durch Mini-Spiele verschiedene Puzzleteile einer Schatzkarte erarbeiten mussten. Dankenswerterweise half uns einer der Co-Worker bei der Übersetzung und Durchführung der Spiele. Besonders viel Spaß schienen die Kinder dabei zu haben, einen auf der Karte markierten Ort zu finden, denn sobald sie das „X“ auf der Karte identifiziert hatten, sprinteten sie los, um den nächsten Hinweis zu finden. Die Mini-Spiele, darunter beispielsweise Bankrennen, Spinnennetz oder Menschenpyramide meisterten sie mit Hilfe des Co-Workers gut. Wir hatten das Gefühl, dass die Spiele die Gruppe nicht nur enger zusammenschweißten, sondern auch, dass die Kinder das Gelände noch besser kennenlernten, denn die Hinweise waren überall auf dem Gelände versteckt. Nach ca. 2 Stunden waren alle Hinweise gefunden und der Weg zum Schatz war frei.

Da es nun schon mittags war und die Hitze daher in der Sonne kaum aushaltbar wurde, ruhten wir uns alle ein wenig im Schatten aus. Die Kinder hatten dabei wieder die Möglichkeit zu Malen. Nach dem Mittagessen begannen wir damit, etwas mit Kreide zu malen, wobei die Kreide etwas zweckentfremdet wurde, wie man auf den Bilder sicherlich erkennen kann. Außerdem spielten wir wieder viel Ball und Fangen. Den Nachmittag verbrachten zudem zwei Mütter mit uns, deren Kinder wir beaufsichtigten. Die beiden Frauen hatten sichtlich viel Spaß am Spielen und erklärten uns einiges zu den Hintergründen der Kinder.

Gegen 15:30 Uhr gingen wir davon aus, dass wir unser Programm langsam ausklingen lassen könnten, da die Kinder normalerweise um diese Uhrzeit nach Hause gebracht werden. Auf dem Feld war jedoch sehr viel zu tun, weshalb die Arbeiter und Frauen auf dem Feld die Kinder erst gegen 17 Uhr mit nach Hause nehmen konnten. Für uns ging daher ein langer und anstrengender, aber auch sehr schöner und erfolgreicher Tag zu Ende.

Die Schwierigkeiten der Kinder untereinander, vor allem das gegenseitige Schlagen war an diesem Tag deutlich besser. Wir mussten viel weniger als noch am vergangenen Wochenende eingreifen.

Zu Beginn der Woche freuten Akeem und wir uns sehr, zu sehen, dass die Setzlinge, die wir in der Vorwoche ausgesät hatten, begonnen hatten zu sprießen. Besonders die Melonen-, Gurken- und Erdnusssamen scheinen prächtig zu gedeihen. Auch die Kohlsamen, die wir zunächst in einer „Nursery“ vorziehen, entwickeln sich gut, während die Rote-Bete-Samen in derselben Umgebung noch deutlich kleiner und in geringerer Zahl vorhanden sind. Akeem bleibt jedoch zuversichtlich, dass diese in den kommenden Tagen weiter wachsen werden. Eine Herausforderung, die Akeem uns schilderte, betrifft Insekten, die die frisch gesäten Pflanzen anfressen und dadurch schädigen. Leider mussten wir auch bei einigen der ersten jungen Pflanzen feststellen, dass sie bereits befallen sind.

Die Tage in der Mitte der Woche verschmolzen miteinander. Auf der Farm war etwas weniger los und auch weniger zu tun. Akeem hatte in einer ruhigen Minute eine kleine Überraschung für uns: Er bat uns, ihm auf das Feld zu folgen, auf dem im Frühjahr die Setzlinge der Mangobäume eingepflanzt wurden. Dort teilte er uns mit, dass jeder von uns einen Mangobaum zugewiesen bekommt, der nach uns benannt wird und den wir in den kommenden Wochen pflegen sollen. Das freute uns sehr und nun sind wir stolze Pflegeeltern zweier kleiner Mangobäume. Wir sind gespannt, welcher von ihnen am Ende unserer Zeit im Projekt das Rennen macht und größer wächst! 😊 Später bastelten wir für unsere Bäume Namensschilder.

Da weniger Arbeiten auf der Farm anstanden, übernahmen wir auch einige Aufgaben am Computer und in der Kommunikation nach Deutschland. Dabei halfen wir, Rechnungen für größere Anschaffungen zu digitalisieren und zu versenden, damit diese für die Buchhaltung genutzt werden können. Außerdem übernahmen wir die Kommunikation zwischen Akeem und Klaus, die über den digitalen Weg und die Sprachbarriere manchmal schwierig sein kann. So konnten wir helfen, kleinere Fragen zu klären und Missverständnisse aus dem Weg zu räumen.  

Am Dienstagnachmittag und Mittwochnachmittag besuchten außerdem Kalel und seine Mutter die Farm, aßen hier zu Mittag und verbrachten einige Zeit hier. Kalel ist eines der Kinder, das bereits die vergangenen Wochenenden mit uns verbracht hat und auch seine Mutter kannten wir vom letzten Wochenende flüchtig. An beiden Nachmittagen spielten wir eine Weile mit Kalel, der sich besonders für Jenga begeistern konnte.

In unserer Freizeit begannen wir, unsere Reise durch Ghana im Anschluss an unsere Arbeit hier im Projekt zu planen. Unsere genaue Route werden wir zu gegebener Zeit sicher noch zur Verfügung stellen.

Als frischgebackene Mangobaumpflegeeltern stand am Donnerstagmorgen natürlich als Erstes das Gießen unserer neuen Schützlinge auf dem Tagesprogramm. Den Vormittag verbrachten wir ansonsten intensiv mit der Vorbereitung des Wochenendprogramms. Da wir ein größeres Stationsspiel sowie mehrere kleine Bastelworkshops anbieten wollten, gestaltete sich die Planung und Organisation aufwendiger als am vergangenen Wochenende. Um noch fehlende Materialien zu besorgen und Mandalas auszudrucken, fuhren wir am Nachmittag mit Yussif, einem der Co-Worker, nach Damongo.

Am Donnerstag überreichten wir Akeem auch noch eine Tafel Schokolade, die wir aus Deutschland für ihn mitgebracht hatten. Da der Kakao für diese Schokolade aus Ghana stammt, waren dachten wir, dass Akeem diese kleine Aufmerksamkeit gefallen würde – und so war es auch. Akeem teilte die Tafel mit allen Co-Workern und schenkte uns im Gegenzug eine Kakaobohne als Andenken, die wir mit nach Deutschland nehmen dürfen. Über diese herzliche Geste freuten wir uns sehr.

Der Freitag verlief ähnlich wie der Tag zuvor. Am Vormittag widmeten wir uns dem Basteln von Prototypen für die Bastelworkshops: Dosentelefone und ein Geschicklichkeitsspiel, das wir „Falltower“ genannt haben. Für die Dosentelefone reinigten wir Konservendosen der letzten Tage und schnitten Schnüre in passender Länge zurecht. Für den „Falltower“ nutzten wir alte Papprohre, in die wir mit Nägeln kleine Löcher bohrten. Diese Löcher werden später mit Plastikstäben versehen und der Turm anschließend mit kleinen Steinen gefüllt. Die Kinder sollen das Spiel dann in Gruppen spielen: Dabei ziehen sie reihum Stäbe aus dem Turm, ohne dass die Steine herausfallen. Wir sind gespannt, wie gut das Basteln bei den Kindern ankommt und ob alles reibungslos funktioniert.

Highlight der Woche

Unser Highlight in dieser Woche war ein starker Regenfall am Donnertagabend. Nach über einer Woche ohne Regen, begann es gegen 20 Uhr endlich zu regnen – zur Freude aller. Der starke Wind trieb den Regen regelrecht über den Hof und wir beobachteten das Spektakel von unserer Zimmertür aus. Nach ein paar Minuten kam Akeem strahlend zu uns, da er den Regen sehnlichst erwartet hatte.

Während wir draußen standen, fiel mehrmals der Strom aus, was wir auch schon bei früheren Regenfällen erlebt hatten. Für solche Fälle hat die Farm in jedem Raum eine kleine Deckenlampe und eine Steckdose an den Solarstrom angeschlossen, um im Falle längerer Stromausfälle ein Mindestmaß an Stromversorgung sicherzustellen. Die Freude über den Regen war besonders groß, da wir uns inzwischen dem Ende der Regenzeit nähern und schon befürchtet hatten, dass es gar nicht mehr regnen würde. In Deutschland empfinden wir Regen oft als lästig, besonders weil wir beide in der Stadt leben und wenig direkten Bezug zur Landwirtschaft haben. Die Zeit hier hilft uns jedoch, den Wert des Regens für die Landwirtschaft besser zu verstehen – vor allem in Regionen wie dieser, wo lange Regenpausen existenzbedrohend sein können.