Spiel, Spaß und Safari

Am Samstagmorgen starteten wir mit zehn Kindern in den Tag. Während die Kinder ihr Frühstück genossen, aßen auch wir noch schnell eine Kleinigkeit, bevor das Programm begann. Den Vormittag verbrachten wir mit einer offenen Spielzeit: Wir sprangen Seil, spielten Fußball und entdeckten, dass die Kinder es lieben, mit Schwung in die Luft gehoben oder auf unseren Rücken getragen zu werden. Zum ersten Mal probierten wir das Spiel Pantomime mit den Kindern aus, zunächst unsicher, wie es bei ihnen ankommen würde. Zu unserer Freude hatten sie großen Spaß daran und verstanden das Konzept schnell – nur die Begriffe mussten wir öfter erklären. Außerdem verbrachten wir etwa eine Stunde gemeinsam beim Malen und an diesem Tag entstanden sogar zwei Portraits von uns.

Nach einem kleinen Mittagssnack begannen wir um 12 Uhr mit dem Hauptprogrammpunkt, einem Stationsspiel. Da wir nur zwei Betreuende sind, begleiteten wir die Gruppe von Station zu Station. Bevor die Kinder ankamen, hatten wir zehn Stationen auf dem Gelände versteckt, die sie zunächst finden mussten, um sie anschließend in der richtigen Reihenfolge zu durchlaufen. An jeder Station warteten kleine Spiele, die die Kinder alleine, im Team oder in der Gruppe absolvierten. Besonders beliebt waren dabei Flaschenkegeln, Sackhüpfen, Topfschlagen und Weitschießen mit Flipflops.

Während des Spiels wurde ein Kind so müde, dass es sich zu einem längeren Schläfchen zurückzog, sodass wir das Spiel mit den verbliebenen neun Kindern beendeten. Am Ende der zehn Spiele rechneten die Kinder selbst ihre Punktzahlen aus, die wir zuvor auf einer Art mitnehmbarer Tafel niedergeschrieben hatten. Der Preis waren mal wieder Gummibärchen. Das gesamte Stationsspiel dauerte ca. drei Stunden und weil wir an den verschiedenen Stationen viel Zeit in der Sonne verbrachten, waren danach alle Kinder sehr erschöpft. Unser Fazit von dem Stationsspiel ist sehr positiv, die Kinder schienen viel Spaß zu haben, haben alle Spiele schnell und gut verstanden und auch die Zeitspanne erschien uns sehr angemessen, da es kurz danach auch Essen für die Kinder gab.

Bei der Vorbereitung hatten wir darauf geachtet, Materialien zu verwenden, die vor Ort verfügbar sind. So konnten wir das Kegelspiel mit alten Wasserflaschen, die wir mit Sand befüllten, gestalten und für das Sackhüpfen benutzten wir leere Fischfuttersäcke. Wir haben das Gefühl, dass die Kinder einige der Spiele nun auch selbstständig umsetzen können, da die Materialien auf der Farm leicht verfügbar sind.

Gegen 17 Uhr fuhren die Kinder mit den Frauen, die am Wochenende zur Ernte hier sind, auf dem Tricycle zurück nach Larabanga.

Der Sonntag verlief etwas anders als geplant, aber fangen wir von vorne an. Um neun Uhr kamen etwa 15 Kinder auf die Farm. Nach den Erfahrungen der letzten beiden Wochenenden hatten wir mit einer kleineren Gruppe gerechnet, doch da uns alle Kinder zumindest flüchtig bekannt waren, starteten wir gut gelaunt in den Tag. Auf Wunsch der Kinder begannen wir nicht wie gewohnt mit offenem Spiel (Fußball, Seilspringen etc.), sondern wiederholten zwei Spiele vom Vortag. Zunächst spielten die Kinder in Zweierteams „Tischtennisball-Pusten“, bei dem der Ball in das Tor des Gegners gepustet werden muss, und danach traten sie im Sackhüpfen gegeneinander an. Anschließend beschäftigten sie sich eine Weile mit einem Hüpfspiel, bei dem Kreise auf den Boden gemalt waren.

Wir wollten danach Kettenfangen spielen und hatten gerade begonnen, als unerwartet weitere Kinder auf der Farm eintrafen. Weder die schon anwesenden Kinder noch Akeem kannten diese neuen Gesichter, was uns etwas verwirrte. Da die Kinder jedoch den ca. 3 km langen Weg aus Larabanga allein zu Fuß zurückgelegt hatten, wollte Akeem sie nicht einfach nach Hause schicken. Diese Entscheidung war für uns vollkommen nachvollziehbar, doch mit den Neuankömmlingen wuchs die Gruppe auf 24 Kinder an – eine deutlich größere Herausforderung für unser geplantes Programm.

Um die große Gruppe etwas zu beruhigen und strukturieren, entschieden wir uns zunächst fürs Malen. Doch was normalerweise gut funktionierte, entwickelte sich diesmal chaotisch: Die Kinder stritten um die Stifte, einige begannen den Boden und die Wände zu bemalen und es kam zu Tränen. Schließlich mussten wir die Stifte einsammeln und die Malsession abbrechen. Unser Tagesplan hatte eigentlich vorgesehen, Dosentelefone und ein Geschicklichkeitsspiel zu basteln, doch aufgrund der Gruppengröße und der Unruhe entschieden wir uns dagegen, da diese Workshops für maximal 15 Kinder ausgelegt waren und wir nicht ausreichend Material hatten.

Stattdessen gab es erst einmal einen kleinen Snack und anschließend spielten wir Bankrennen, Fußball, Indiaca und Seilspringen. Nach dem Mittagessen, etwa um 15 Uhr, starteten wir mit dem Mandala-Malen, da die Gruppendynamik nun entspannter wirkte – diesmal lief alles ruhig ab, und die Kinder malten konzentriert an ihren Mandalas.

Als gegen 16:30 Uhr alle Kinder zurück nach Larabanga gingen bzw. gefahren wurden, waren wir ehrlich gesagt erleichtert, den Tag ohne größere Zwischenfälle gemeistert zu haben. Auch wenn das Programm nicht wie geplant verlief, hatten wir den Eindruck, dass die Kinder dennoch viel Freude am Tag hatten.

Am Montagmorgen begannen wir den Tag damit, die Mangobäume zu gießen und die Fische zu füttern. Danach flickte Jannes den Fußball, der wegen des rauen Bodens hier nicht einmal vier Wochen durchgehalten hatte. Gegen 9 Uhr kamen überraschenderweise drei Kinder auf die Farm, was uns etwas erstaunte, da die Kinder unter der Woche normalerweise in der Schule sind. Ein Kind war die zweijährige Tochter eines der Co-Worker, die noch nicht zur Schule geht. Die beiden anderen Mädchen, die wir von den Wochenenden her schon gut kannten, sind jedoch etwa 3-4 Jahre alt und besuchen bereits die Schule.

Als wir Akeem fragten, ob die Kinder heute schulfrei hätten, erklärte er, dass sie zwar Unterricht haben, sich jedoch entschieden hätten, den Tag lieber mit uns zu verbringen. Einerseits war dies natürlich ein schönes Feedback für unser Programm, andererseits konnten wir die Entscheidung der Eltern nur bedingt nachvollziehen. Auch wenn wir uns unsicher sind, wie genau die Schulpflicht in Ghana geregelt ist, haben wir in einem Gespräch mit Akeem herausgefunden, dass es der Großteil der Bevölkerung es als sinnvoll erachtet, die Kinder in die Schule zu schicken, die seit acht Jahren von der ersten Klasse an bis zur „senior high“ kostenlos ist. Auch wenn wir der Meinung sind, dass die Kinder besser in die Schule hätten gehen sollen, obliegt diese Entscheidung nicht uns und wir nahmen die Kleinen in Empfang. Anfangs waren sie etwas schüchtern, also gaben wir ihnen Luftballons, auf die wir Gesichter malten – das freute sie sehr und nach einer Runde auf dem Trampolin waren die drei aufgetaut. Den Vormittag verbrachten wir damit zu malen, sie herumzutragen und wir versuchten (leider vergeblich), eine der drei zum Mittagsschlaf zu bringen.

In der Mittagszeit kümmerten sich die Co-Worker um die Betreuung der Kinder, sodass wir den Frauen auf dem Feld beim Ernten der Chilis helfen konnten. Die Arbeit war zwar schweißtreibend, doch es war ein gutes Gefühl zu sehen, wie viele Chilis wir gemeinsam ernteten. Nach dem Mittagessen tauchte plötzlich noch ein weiteres Kind, das wir von den Wochenenden kannten, auf der Farm auf. Seltsamerweise war er allein gekommen und berichtete Akeem, dass er den gesamten Weg zur Farm alleine gelaufen war – eine beeindruckende, wenn auch etwas besorgniserregende Leistung für einen knapp Sechsjährigen. So war unsere Gruppe auf vier Kinder angewachsen und wir verbrachten die Zeit bis zum Mittagessen mit Malen.

Nachdem die Kinder und Frauen den Heimweg angetreten hatten und wir aufgeräumt und geputzt hatten, fuhren wir nachmittags noch zu einer Kanusafari in einem nahegelegenen Dorf im Mole-Nationalpark. Für 100 Cedi paddelte uns ein freundlicher Guide über den Mole-Fluss. Abgesehen von einigen Vögeln entdeckten wir leider keine weiteren Tiere und da bereits die Dämmerung einsetzte, konnten wir die Safari nicht in der vollen Länge erleben. Trotzdem war die Fahrt sehr schön und durch die ruhigen Gewässer entlang der dicht bewachsenen Ufer zu gleiten, war wirklich meditativ.

Von Dienstag bis Donnerstag begaben wir uns gemeinsam mit Akeem auf ein kleines Abenteuer, denn er wollte uns einige Sehenswürdigkeiten und beliebte Ausflugsziele in Ghana zeigen. Am Dienstag starteten wir früh morgens um 6 Uhr unsere Fahrt in Richtung Kintampo, einer größeren Stadt in der Bono East Region. Nach etwa zwei Stunden erreichten wir Kintampo und machten einen kurzen Halt für ein Frühstück. Danach ging es für etwa eine weitere Stunde über holprige, nicht asphaltierte Straßen weiter. Akeem wollte uns nämlich noch nach Boabeng-Fiema bringen, um dort das Affenreservat zu besichtigen. 

Für 140 Cedi erhielten wir eine Führung durch ein Waldstück, in dem zwei Affenarten frei leben. Eine der Arten ernährt sich ausschließlich von Blättern und Wurzeln der einheimischen Bäume, sodass wir nur einen der schwarz-weißen Affen in der Ferne entdecken konnten. Die zweite Affenart hingegen frisst neben Wurzeln und Blättern auch Erdnüsse und Bananen. Unser Guide lockte diese Affen daher mit Erdnüssen und Bananen an. Schon nach kurzer Zeit tummelten sich die kleinen Affen um uns herum. Nun gab der Guide auch uns eine Handvoll Erdnüsse, woraufhin wir rasch von einigen Affen beklettert wurden, was uns zugegebenermaßen zunächst etwas erschreckte. Die Affen waren aber absolut harmlos und aßen nur das für sie vorgesehene Essen. Sobald man kein Essen mehr für sie hatte, ließen sie von einem ab. Auch im an das Waldstück angrenzenden Dorf sind die Affen laut dem Guide zum Leid der Bewohner wohl auch aktiv auf Essenssuche. Regelmäßig kommen sie und versuchen Lebensmittel zu erbeuten. Wir wurden Zeuge davon, wie zwei Affen gerade die Bananen von Bewohnern stahlen. 

Zurück in Kintampo führte uns Akeem zu den „Kintampo Waterfalls“. Dort konnten wir für 80 Cedi die 25 Meter hohen Wasserfälle bestaunen. Zum einen kann man direkt an die Wasserfälle herangehen und falls gewünscht sogar im Becken, in dem sich das Wasser sammelt, schwimmen. Zum anderen sind zwei Hängebrücken über das Becken gespannt, von denen aus man einen atemberaubenden Blick auf die Wasserfälle hat. 

Nach einer Nacht in Tamale führte uns unsere Route am nächsten Morgen in den nördlichsten Teil Ghanas, direkt an die Grenze zu Burkina Faso. Wir waren zugegebenermaßen etwas aufgeregt, da zum Zeitpunkt unseres Aufenthaltes in Ghana für Burkina Faso eine Teilreisewarnung durch das deutsche Auswärtige Amt vorliegt. Trotzdem haben wir großes Vertrauen in Akeems Einschätzung der Sicherheitslage in seiner Heimat und begaben uns daher trotzdem auf den Weg. Unterwegs fiel uns bereits die Vielzahl an Polizeicheckpoints mit teilweise schwer bewaffneten Polizisten auf. Auch wenn diese dafür sorgten, dass wir häufig abbremsen mussten, waren wir froh über die dadurch vermittelte Sicherheit. Generell stellten wir ansonsten aber nichts fest, was uns ein unsicheres Gefühl vermittelte. 

Unser Ziel war der „Paga Crocodile Pond“. Dort hatten wir die Möglichkeit, freilebende Krokodile aus der Nähe zu sehen und durften ein Krokodil sogar anfassen und füttern. Besonders beeindruckt waren wir davon, wie sorglos die Einheimischen mit den Krokodilen umgingen. 200 Krokodile leben dort einfach im Ort in einem Teich, in dem zum Zeitpunkt unserer Anwesenheit ein Einheimischer sorglos mit einem Netz im Wasser stehend fischte. Wir waren schon etwas verängstigt, aber das Krokodil schien wenig interessiert daran uns zu essen, verspeiste aber gerne das noch lebende Hühnchen, das der Guide für diesen Zweck mitgebracht hatte. 

Nach einer weiteren Nacht in Tamale besuchten wir vormittags den Central Market (auch alter Markt genannt) und den neuen Markt von Tamale. Obwohl wir gegen 8:30 Uhr dort waren, schienen die Händler ihre Stände gerade erst aufzubauen, weshalb wir nur einmal über beide Märkte schlenderten, um anschließend den Künstlermarkt zu besuchen, der wohl eher etwas touristischer zu sein scheint, denn dort trafen wir das erste Mal an diesem Tag andere Weiße und keine Einheimischen beim Einkaufen. In verschiedenen Läden wurde handgemachte Kunst, Deko und Kleidung angeboten. Den restlichen Tag in Tamale verbrachten wir damit, Akeem bei einigen Einkäufen und Besorgungen behilflich zu sein, bevor es dann gegen Abend zurück nach Larabanga ging. 

Freitagmorgens gossen wir natürlich zuerst wieder unsere Mangobäume, bevor wir einen kleinen Rundgang starteten, um zu sehen, wie es den Setzlingen geht. Leider mussten wir dabei feststellen, dass weder die Tomaten noch die Rote Beete in der „Nursery“ angegangen waren. Außerdem haben wir den Eindruck, dass auch die Setzlinge der Melonen, die wir mitgebracht haben, sehr zu kämpfen haben, während die Melonensetzlinge aus Ghana und die mitgebrachten Gurken- und Kürbissamen prächtig gedeihen. Den Rest des Tages verbrachten wir Großteils damit, einige administrative Aufgaben zu unterstützen und das Wochenendprogramm vorzubereiten.

Highlight der Woche

Unser Highlight der Woche war der Besuch im Affenreservat in Boabeng-Fiema. Wir waren überrascht, wie zutraulich die kleinen Affen waren, und begeistert von ihrer Fähigkeit, blitzschnell die Bäume hoch- und runterzuklettern. Jedes Mal, wenn sie von einem Baum zum nächsten sprangen, war es beeindruckend zu sehen, wie geschickt sie Halt fanden. Außerdem war dies unser erster Ausflug in eine Region, in der die Vegetation bereits eher einem Regenwald ähnelte, weshalb wir auch die Fahrt durch die Landschaft sehr genossen.